Die Menschheit steht mit einem Mal still.

Stille. Absolute Stille. Eine nie dagewesene Stille.

Leere Straßen. Leere Cafés. Leere Unternehmen. Leere Schulen. Mit einem Mal leerer Alltag.

In der Luft liegt der erste Hauch von Frühling. Warme Sonnenstrahlen berühren meine Haut. Erste Knospen sprießen. Die Vögel singen so schön und so laut wie lange nicht mehr, denn kein Lärm übertönt sie mehr. Die Blätter rascheln leise vor sich hin und die Bienen summen so laut wie ich es noch nie zuvor wahrgenommen habe. Der Himmel ist Tag ein Tag aus seit drei Wochen einfach blau. Es ist keine Wolke zu sehen. Keine Kondensstreifen. Nichts außer weiter blauer offener Himmel.

Die Welt steht still. Jemand hat auf PAUSE gedrückt. Etwas hat beschlossen, dass die Menschen, die Tiere, die Natur und unsere Mutter Erde eine Pause brauchen. Eine intensive Pause. Eine Pause wie keiner von uns sie sich hätte vorstellen können als wir das Jahr 2020 betraten. Eine Pause die aber viele von uns so dringend schon lange brauchten.

Eine Pause ist etwas was unsere Gesellschaft nicht mehr kennt oder auch anerkennt.

Slow down ist nicht. Zu groß die Angst vor FOMO. Zu groß die Angst viele Erwartungen nicht zu erfüllen. Vor allem die der Anderen.

Seit dem Informationszeitalter leben wir alle auf der absoluten Überholspur. In einer extremen Leistungsgesellschaft.

Wollen immer mehr, immer schneller, immer höher.

Koste es was es wolle.

The sky is the limit.

Die Dinge, die wir jetzt in einem einzigen Leben erleben und tun hätten vor 100 Jahren noch für mehrere Menschenleben gereicht. Dies sollte man sich immer wieder klar machen, wenn man mal wieder tausend Dinge versucht auf einmal umzusetzen. Wie glücklich waren wir noch in den 90er Jahren als wir Dinge auf einmal per Faxgerät erledigen konnten und so innerhalb von Minuten ein Dokument zu jemand anderen senden konnten. Ist noch gar nicht so lange her, zumindest gefühlt 😉

Wahre Lebenskunst besteht eigentlich darin eine Pause zu machen bevor uns etwas dazu zwingt eine Pause zu machen. Wir haben so sehr verlernt Pausen zu machen. Die meisten machen sie nur noch, wenn die äußeren Umstände dies dringend erfordern. Und dann fühlen sich diese Menschen oftmals sehr schlecht dabei. Denn Pausen sind etwas für Schwache. Pausen passen nicht in unsere extreme Leistungsgesellschaft. Dennoch sind Pausen der am meiste unterschätzte Produktivitätsfaktor.

Wir alle haben völlig vergessen und verdrängt, dass wir menschliche Wesen sind. Dass wir, genauso wie die Tiere und unsere Natur, Pausen brauchen. Geiger sagen, dass Pausen bei einem Musikstück das Wichtigste sind, nur so entstehen die schönsten Musikstücke der Welt. Unser Körper braucht Pausen, denn unsere Muskulatur wächst beispielsweise nur in Ruhezeiten.

Wir brauchen Pausen nicht einfach nur zum Überleben, wir brauchen sie vor allem für ein gutes glückliches Leben.
Nur wenn wir Pausen machen können wir uns regenerieren, erholen, unsere Kräfte erneuern, uns für steigende Anforderungen wieder neu rüsten und uns als Menschen weiterentwickeln.

Wir können nur dann Abstand zu den Dingen um uns herum, unserem Alltag und unserem Hamsterrad bekommen.

Wir können nur dann Raum für neue Dinge schaffen.

Wir können nur dann reflektieren:
unser Verhalten,
unseren Job,
unseren Alltag,
unsere Liebe,
unser Leben.

Reflektieren, ob das was wir Tag ein Tag aus tun überhaupt Sinn macht und wir wirklich glücklich sind und es uns gut geht.

Nur in Zeiten der Ruhe können wir sehen wie die Dinge wirklich sind, wir können wieder kreativ werden und über uns hinauswachsen. Wir können unsere Emotionen fühlen, in uns hineinhören und uns selbst und unseren Liebsten Zeit schenken. Wir können nur dann wirklich beurteilen was in unserem Leben, in unserem Job, in unserem Unternehmen wirklich gut läuft und wo wir Veränderungen für die Zukunft vornehmen müssen.

Selbstreflektion ist eine der wichtigsten Fähigkeiten die wir uns als Menschen aneignen können. Aus der Ferne können wir uns selbst neu justieren und darüber nachdenken, ob das was wir tun uns noch glücklich macht, ob wir unsere großen Ziele eigentlich noch klar vor Augen haben und ob wir unseren Alltag tatsächlich mit To Dos gefüllt haben die uns unseren Zielen immer ein Stückchen näherbringen. Oder ob wir nicht schon länger in einer Falle saßen, unsere eigentlichen Ziele zunehmend aus den Augen verloren haben, und uns nur noch von außen haben steuern lassen.

Niemand kann dies für uns beurteilen, das müssen wir selbst tun.

Wir sind selbst dafür verantwortlich wie wir diese Zeit jetzt nutzen und wie wir aus dieser Krise hervorgehen wollen. Auch wenn es sich so anfühlt als hätte man die Kontrolle über alles verloren und man schlimme Zukunftsängste hat, was ich völlig nachvollziehen kann, da ich mehrmals persönlich und unternehmerisch in dieser Lage gewesen bin. Trotzdem liegt es an jedem Einzelnen von uns, den Fokus und die langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

(Dies ist selbstverständlich rein persönlich, menschlich und unternehmerisch gemeint und nicht gesundheitlich. Ich beziehe mich hier rein auf meine Mitmenschen, die nicht gesundheitlich betroffen sind.)

Wir müssen nur wieder lernen zu verstehen – egal ob als Privatperson oder als Unternehmer-, ohne Pausen ist kein FORTSCHRITT und kein WACHSTUM möglich. Genau jetzt ist die Zeit, in der wir daran arbeiten können, gesündere Verhaltensmuster, Routinen, Abläufe und Work Styles für uns zu etablieren.

Gerade jetzt ist diese „Corona“-Pause unsere größte Chance für einen absoluten Neuanfang. Für jeden einzelnen von uns, für unsere Gesellschaft, für unsere Wirtschaft und auch für unsere Erde. 🙏❤️🌎🌿🙏